Nahverkehr

ÖPNV steht für “öffentlicher Personennahverkehr”. Es handelt sich dabei um ein Verkehrssystem, das der Beförderung von Personen innerhalb eines bestimmten Gebiets dient. Der ÖPNV umfasst in der Regel verschiedene Verkehrsmittel wie Busse, Bahnen, Straßenbahnen und U-Bahnen. Ziel des ÖPNV ist es, eine möglichst flächendeckende und bedarfsgerechte Beförderung von Personen zu gewährleisten.

Elektrobus der Linie 23 in Beneckenstein
Elektrobus der Linie 23 in Beneckenstein

Vorteile des ÖPNV

Umweltfreundlichkeit

Der ÖPNV ist in der Regel umweltfreundlicher als der motorisierte Individualverkehr (MIV), da er weniger Schadstoffe ausstößt und weniger Energie verbraucht.

Kostengünstigkeit

Der ÖPNV ist oft kostengünstiger als die Nutzung eines eigenen Autos, insbesondere wenn man die Kosten für Anschaffung, Wartung und Betrieb eines Autos berücksichtigt.

Zuverlässigkeit

Der ÖPNV ist oft zuverlässiger als der MIV, da er weniger von Staus und Verkehrsbehinderungen betroffen ist.

Bequemlichkeit

Der ÖPNV bietet oft eine bequeme Möglichkeit, von einem Ort zum anderen zu gelangen, ohne sich um Parkplätze oder die Navigation kümmern zu müssen.

Soziale Inklusion

Der ÖPNV ermöglicht auch Menschen ohne eigenes Auto, mobil zu sein und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Herausforderungen des ÖPNV im ländlichen Raum

Der ÖPNV im ländlichen Raum ist oft defizitär, weil er aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und der schlechten Bündelbarkeit der Verkehrsströme hohe Pro-Kopf-Kosten für einen Infrastruktur- und Angebotsausbau hat. Diese hohen Kosten treffen auf oft geringe finanzielle Spielräume der Kommunen. Das bedeutet, dass die Kosten für den Betrieb des ÖPNV im ländlichen Raum oft höher sind als die Einnahmen durch Fahrgelderlöse und öffentliche Zuschüsse.

Zudem wird der ÖPNV im ländlichen Raum durch eine geringe Taktung, eingeschränkte Bedienzeiten und unzureichende Gebietsabdeckung zunehmend unattraktiv. Das bedeutet, dass Busse und Bahnen oft nur selten fahren und nicht alle Orte gut angebunden sind. Aufgrund des häufig unattraktiven ÖPNV-Angebots und fehlender Alternativen werden die Mobilitätsbedürfnisse meist mit dem eigenen Pkw bedient. Dies führt unter anderem zu höheren Umweltbelastungen sowie einer geringeren Kostendeckung der ÖPNV-Betreiber.

Die Mobilität im ländlichen Raum steht vor großen Herausforderungen. Im aktuellen Mobilitätssystem werden auf dem Land für 60 Prozent aller Strecken Pkws oder andere Kraftfahrzeuge verwendet, also der motorisierte Individualverkehr (MIV). Demgegenüber wird der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) durch eine geringe Taktung, eingeschränkte Bedienzeiten und unzureichende Gebietsabdeckung in ländlichen Räumen zunehmend unattraktiv.

Zeitgleich gewinnen heute nachhaltige Mobilitätssysteme politisch an Bedeutung, um die Klimaziele Deutschlands und der Europäischen Union (EU) zu erreichen. Der ländliche Raum spielt dabei eine Schlüsselrolle, da der tägliche mobilitätsbedingte CO2-Fußabdruck in kg/Person hier um fast ein Viertel höher liegt als in den Städten.

Aufgrund spezieller Mobilitätsbedürfnisse ist die Umsetzung einer nachhaltigen Mobilität auf dem Land jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Durch die größeren Distanzen zwischen Arbeitsplatz, Schule, Freizeitaktivitäten und Einkaufsmöglichkeiten ergeben sich längere tägliche Wegstrecken. Dieser Prozess wird durch einen Bevölkerungsrückgang und abnehmende Arbeitsplatzzahlen in den ländlichen Gemeinden sowie eine zunehmende Konzentration der wirtschaftlichen und alltäglichen Aktivitäten in Mittelzentren angetrieben.

Aufgrund des häufig unattraktiven ÖPNV-Angebots und fehlender Alternativen werden die Mobilitätsbedürfnisse meist mit dem eigenen Pkw bedient. Dies führt unter anderem zu höheren Umweltbelastungen sowie einer geringeren Kostendeckung der ÖPNV-Betreiber und höheren Wegkosten für Autofahrerinnen und Autofahrer.

Neben der ökologischen Bedeutung ländlicher Mobilität ist mit dem Thema auch eine soziale Dringlichkeit verbunden. So führen Defizite in der Daseinsvorsorge zu vergleichsweise mangelhaften Versorgungsangeboten von Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Dies trägt zur Benachteiligung spezifischer Bevölkerungsgruppen bei, insbesondere von Seniorinnen und Senioren und Personen mit geringem Einkommen, da diese zumeist auf den ÖPNV angewiesen sind und eine starke soziale Verankerung in den Bezugsgebieten haben.

Lösungen

Um für alle Menschen im ländlichen Raum attraktiv zu sein, muss der Nahverkehr flexibel und bedarfsorientiert gestaltet werden. Eine Möglichkeit dazu sind beispielsweise On-Demand-Angebote, bei denen es keine starren Fahrpläne gibt, sondern die Fahrtrouten und Abfahrtzeiten sich jeweils nach dem Bedarf der Fahrgäste richten.

Auch die zunehmende Digitalisierung kann dazu beitragen, Mobilitätsangebote attraktiver zu gestalten. So können Mobilitätsangebote über digitale Auskunftssysteme leichter beworben werden, damit sie stärker genutzt und damit wirtschaftlicher betrieben werden können. Solche Auskunftssysteme sind zum Beispiel mobil nutzbare Smartphone-Apps, die auch bei der Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten eine zentrale Rolle spielen.

Ein weiteres Mittel zur Verbesserung der Erreichbarkeit und Anschlusssicherung kann auch die Erstellung verlässlicher „intermodaler Reiseketten“ sein. Dabei werden Fahrtmöglichkeiten unterschiedlicher Verkehrsmittel kombiniert und aufeinander abgestimmt. Wichtig für die Planung solcher Fahrten sind Informationssysteme, die unterschiedliche Verkehrsmittel umfassen und möglichst auch eine direkte Buchung der gesamten Fahrt ermöglichen.

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, den Nahverkehr im ländlichen Raum attraktiver zu gestalten. Wichtig ist dabei, dass die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigt werden und flexible Lösungen geschaffen werden.

Die Daseinsvorsorge umfasst die Versorgung aller Bevölkerungsgruppen mit lebensnotwendigen Dingen wie Strom, Wasser, Internet und öffentlichem Verkehr ebenso wie mit Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Sie muss an den demografischen Wandel angepasst werden, besonders in ländlichen Regionen.

Um die Daseinsvorsorge als staatliche Aufgabe im ländlichen Raum weiter zu gewährleisten, gibt es verschiedene Ansätze. So fördert beispielsweise das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) modellhafte Projekte, die zum Ziel haben, die Mobilität in ländlichen Räumen zu verbessern. Die Fördermaßnahme “LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen” ist einer der Bausteine des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE).

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, wie der Staat die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum weiter gewährleisten kann. Wichtig ist dabei, dass die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigt werden und flexible Lösungen geschaffen werden.

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